10 Mai 2015

Bürgerdialog zur Landwirtschaft

Der Wissenschaftliche Beirat des Landwirtschaftsministeriums schlägt direkte Bürgerbeteiligung vor, wenn über die zukünftige Ausrichtung der Nutztierhaltung in Deutschland entschieden werden soll. Prof. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, plädiert ebenso für unmittelbaren Dialog. Der Hintergrund ist klar: In einer Demokratie entscheiden die Bürger darüber, wie sich ihre Gesellschaft weiterentwickelt.

Im Idealfall kennen sie auch die notwendigen Fakten und verstehen die Zusammenhänge, um eine Entscheidung auf vernünftiger Grundlage treffen zu können. Je komplexer ein Problem aber ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Entscheider es – in der notwendigen Tiefe – durchdrungen haben.

Also ist Entscheidungshilfe nötig und dazu braucht es Vermittler. Dies können nur unabhängige und sachkundige Journalisten sein. Was die Sachkunde betrifft, ist allerdings bei etlichen Journalisten noch Luft nach oben.

Wie könnte es auch anders sein, befasst sich der allergrößte Teil von ihnen doch nur ab und zu mit Landwirtschaft und soll diese nur als eines unter vielen Themen abdecken. Nur wenige Journalisten widmen ihre Zeit ausschließlich der Vielfalt landwirtschaftlicher Themen und noch weniger Redaktionen leisten sich solchen „Luxus“. Einige wenige haben sich über Jahre breite Kenntnisse erworben, für andere gilt eher „Aktivist statt Journalist“.

Für zielgerichtete Recherche ist Hintergrundwissen unverzichtbar, um überhaupt die richtigen Fragen stellen zu können. Die Hintergründe gilt es den Vermittlern zu vermitteln. Stück für Stück, denn es ist eine Menge. Zunächst die Grundlagen von Ackerbau und Viehzucht und dann die vielfältigen Probleme und die zentralen Zukunftsfragen.

Ein solches Mammut-Programm lässt sich aber nur häppchenweise verdauen. Hierfür eine Seminar-Reihe zu organisieren und zu finanzieren, seien die landwirtschaftlichen Verbände aufgefordert! Auch wenn sie natürlich ihre eigenen Standpunkte bei dieser Gelegenheit darlegen dürfen, sollten sie Vermittlung von Fakten und Beschreibung von Zielkonflikten den Wissenschaftlern und Praktikern überlassen.

Am Ende wäre es Aufgabe der Journalisten, Fragen und Lösungsvorschläge den Bürger-Entscheidern allgemein- verständlich vorzulegen. So einfach wie möglich, aber eben nicht einfacher.

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